ETF-Totalverlust: Kann ich bei ETFs alles verlieren?

ETF-Totalverlust: Kann ich bei ETFs alles verlieren?

Money-Facture-ETF-Totalverlust

Das Wichtigste in Kürze

  • ETFs können Kursverluste erleiden, ein Totalverlust ist allerdings aufgrund der Diversifikation der Wertpapiere und der Beschränkung von Einzelwerten auf 20 Prozent vom Gesamtvolumen des ETF unwahrscheinlich.
  • ETFs gelten als Sondervermögen und werden getrennt von den Vermögenswerten der Fondsgesellschaft und der Depotbank gehalten. Auch bei einer Insolvenz ist euer investiertes Geld sicher.
  • ETFs sind kein risikofreies Investment. Ihre Struktur und die Regulierung bieten Anleger:innen jedoch einen gewissen Schutz vor Verlusten.
  • Ihr könnt Verlustrisiken minimieren, indem ihr langfristig investiert, Panikverkäufe vermeidet und eure ETF-Anlage breit diversifiziert.

ETFs erfreuen sich seit Jahren steigender Beliebtheit, nicht zuletzt, weil sie eine kostengünstige Möglichkeit bieten, in viele verschiedene Märkte gleichzeitig zu investieren. Doch trotz ihrer Popularität stellen sich viele die Frage: Kann ich bei ETFs alles verlieren? In diesem Artikel gehen wir genau dieser Frage nach, erklären euch, wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ein Totalverlust ist und wie ihr das Risiko minimieren könnt.

Pleite eines ETF Anbieters: Ist mein Geld weg?

Okay, die schlechte Nachricht zuerst: (auch) ETFs können keinen vollständigen Schutz vor Verlusten bieten. Ein Totalverlust ist allerdings äußerst unwahrscheinlich. ETFs sind Sondervermögen, selbst wenn die Fondsgesellschaft, also die Herausgeberin des ETF, pleitegeht, ist euer investiertes Geld sicher. Es wird getrennt vom restlichen Vermögen der Gesellschaft verwaltet und darf nicht zur Begleichung der Schulden herangezogen werden.

Wie wahrscheinlich sind Verluste bei ETFs?

Dann wäre da noch die Gefahr von Kursverlusten. Das Risiko, mit einem ETF-Verluste zu machen, besteht in jedem Fall und eins ist sicher: Aufs und Abs gehören an der Börse dazu. Sie treten ganz sicher im Zeitverlauf auf. Zum Beispiel während der Wirtschafts- und Finanzkrise 2007/2008, gab es zwar massive Kursverluste bei zahlreichen ETFs, jedoch keinen Totalverlust. Auch ETFs bergen also ein gewisses Risiko Verluste zu erleiden. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist es so wichtig, Zeit mitzubringen bei dieser Geldanlage.

Faustregel

Ihr solltet mindestens 10 Jahre auf euer in ETFs investiertes Geld verzichten können. Denn in der Regel erholen sich die Kurse mit der Zeit. Wichtig ist, dass ihr im Fall eines Kursverlustes die Nerven behaltet und eure ETF-Anteile nicht verkauft. Solange ihr das nämlich nicht tut, spricht man von sogenannten Buchverlusten. Das bedeutet, in eurem Portfolio werden euch die Verluste angezeigt, ihr könnt sie sehen. Solange ihr eure Assets aber nicht verkauft, realisiert ihr die Verluste nicht. Wenn ihr nun allerdings das Geld gerade dann braucht, wenn die Kurse schlecht stehen, müsst ihr eure Anteile verkaufen und die echten (realen) Verluste in Kauf nehmen. Ihr verliert dann also wirklich Geld.

Welche konkreten Risiken spielen eine Rolle?

Da wären zunächst einige generelle Risiken, die bei allen Geldanlagen an der Börse eine Rolle spielen, wie das Markt- oder das Wechselkursrisiko, das Klumpenrisiko oder das Kontrahentenrisiko.

1. Marktrisiko

Erinnert ihr euch an die Preissteigerung beim Rohstoff Holz 2021? Um bis zu 99 % stiegen laut Statista die Erzeugerpreise gegenüber 2020. Der Preis für Rohstoffe ist ein ganz praktisches Beispiel für ein wirtschaftliches Risiko, die an den Märkten auftreten, aber auch Arbeitsmarkttrends und weitere Faktoren beeinflussen die Wirtschaft und damit die Unternehmen. Politische Veränderungen (politische Risiken) und die Inflation spielen ebenfalls eine Rolle.

2. Wechselkursrisiko

Stellt euch vor, ihr investiert in eurer Heimatwährung Euro in einen ETF, der besonders viele US- Aktien enthält. Steht der US-Dollar gegenüber dem Euro gerade schlecht, dann verliert euer ETF an Wert, auch wenn die Aktienpreise in den USA stabil sind. Aber keine Angst: ihr solltet dieses Risiko zwar kennen, ihr müsst euch dennoch in der Praxis gar nicht allzu große Sorgen darum machen. Kursschwankungen können auch zu eurem Vorteil sein, wenn das Szenario genau umgekehrt stattfindet und die Fremdwährung aufgewertet wird.

3. Klumpenrisiko

Mit einem ETF investiert ihr gleichzeitig in viele Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und Regionen, liest man oft. Naja, ganz so einfach ist es nicht. Nehmen wir zum Beispiel einen ETF auf den Index DAX. Hier würde ein Klumpenrisiko entstehen, denn der Deutsche Aktienindex (DAX) bildet lediglich die 40 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands ab. Deutschland ist nur eine sehr kleine Region in der Welt und auch 40 Unternehmen sind für eine breit diversifizierte Anlage eher wenig. Durch diese enge Gewichtung kommt es zu einem Klumpenrisiko.

4. Kontrahentenrisiko bei Swap-ETFs

Synthetische ETFs werden auch als Swap-ETFs bezeichnet. Sie können ein höheres Risiko als physisch replizierende ETFs aufweisen. Im physisch replizierenden ETF sind die Aktien, die der zugrunde liegende Index abbildet, wirklich enthalten. Anders ist das bei Swap-ETFs, bei denen der ETF-Anbieter einen Swap-Vertrag mit einem Kontrahenten schließt, in der Regel einer Investmentbank. Ein Verlust des investierten Kapitals kann entstehen, wenn der Kontrahent ausfällt oder der Swap-Vertrag nicht erfüllt wird. In der EU ist das Kontrahentenrisiko allerdings durch bestimmte Richtlinien gesetzlich begrenzt. Um dieses Risiko von vornherein zu vermeiden, greift auf physisch replizierende ETFs zurück

Wie kann ich das Risiko von Verlusten bis hin zu einem Totalverlust minimieren?

Ihr könnt einiges dafür tun größere Verluste von vornherein abzufedern und euer ETF-Investment abzusichern, indem ihr die 5 folgenden Grundregeln befolgt:

1. Das Fondvermögen eures ETF sollte mindestens 200 Millionen Euro betragen, das minimiert das Risiko, dass der Fonds wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit liquidiert wird.


2. Das Fondsalter sollte mindestens 5 Jahre betragen, so könnt ihr davon ausgehen, dass der ETF nicht vom Markt genommen wird.


3. Die Schwankungsbreite (Volatilität), die die Kursschwankung eines Wertpapiers in der Vergangenheit beschreibt, sollte weniger als 20 Prozent betragen.


4. Achtet auf eine möglichst große Anzahl unterschiedlicher Aktien im ETF, denn so verteilt ihr das Risiko von Verlusten besser. Die Faustformel lautet: Je breiter, desto besser. Wählt einen ETF aus, der in vielen verschiedenen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und Ländern invertiert ist.


5. Investiert langfristig und nur Geld, das ihr wirklich für den gesamten Anlagezeitraum nicht benötigt. Schwankungen an der Börse treten ganz sicher auf, immer wieder und um diese aushalten zu können, solltet ihr viel Zeit mitbringen, eben mindestens 10 Jahre (besser mehr). Auch wir können die Zukunft nicht vorhersagen, aber mit einem langen Atem könnt ihr Verluste eures ETF-Investments im wahrsten Sinne des Wortes aussitzen und so ein Vermögen aufbauen.

Fazit

Das Risiko eines Totalverlustes besteht zwar, aber es ist sehr viel geringer als bei vielen anderen Anlageformen. Indem ihr euch vor eurem (ersten) Investment umfassend über ETFs informiert, auf eine breite Risikostreuung achtet und langfristig anlegt, könnt ihr die Chancen auf einen erfolgreichen Investitionsverlauf maximieren und gleichzeitig das Risiko von Verlusten bis hin zum Totalverlust minimieren und die vielen Vorteile von ETFs als Anlageform nutzen.

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